Antoni Mydyński
- Alter:
- 44 Jahre
- Namensschreibweisen:
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Antoni Mydyński
Anoni Midinski - Geburtsort:
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Werbyczna/Verbyčka (13.07.1898) (Quelle: Auskunft Dr. Katarzyna Woniak)
Kreis: Kamianiec Podiľskyj
Gebiet: Podolien - Todesort:
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Tuttlingen /Amtsgerichtsgefängnis (28.02.1943) (Quelle: Museen der Stadt Tuttlingen)
- Todesursache:
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infolge von Schlägen des Gefängniswärters (Quelle: Museen der Stadt Tuttlingen)
- Nationalität:
- Ukraine (Quelle: Museen der Stadt Tuttlingen)
- Zuordnung:
- Zwangsarbeiter:in
Der Zwangsarbeiter Antoni Mydyński starb am 28. Februar 1943 im Tuttlinger Amtsgerichtsgefängnis nach Schlägen, die ihm der Gefängniswärter Eugen Stooss beigebracht hatte. Als Todesursache meldete der Amtsgerichtsdirektor Karl Hirzel, der für das Gefängnis verantwortlich war, an das Standesamt einen Sturz auf einen Ofen und damit wurde der Fall zunächst zu den Akten gelegt.
Zwangsarbeit in Tuttlingen
Antoni Mydyński war einer von ca. 2,75 Millionen Zivilpersonen, die aus der Sowjetunion zur Arbeit nach Deutschland verschleppt worden waren. Er wurde am 13. Juli 1898 in der Westukraine geboren und war verheiratet, als er deportiert wurde. In Tuttlingen arbeitete er nachweislich bis Ende 1942 in der Zimmerei Häberlen, wo er dann beschäftigt war, ist unbekannt. Er lebte im Lager Mühlau. In das Gefängnis eingeliefert wurde er Ende Februar 1943 wegen angeblicher Arbeitsverweigerung. Dort traf er auf den Gefängniswärter Eugen Stooss, der dafür bekannt war, dass er ausländische Gefangene besonders schlecht behandelte.
Aufklärung der Todesumstände im Rastatter Prozesse
Dieser Gefängniswärter wurde am 22. Oktober 1948 von Obersten Französischen Militärgericht im Rahmen der Rastatter Prozesse wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Zuchthausstrafe verurteilt, von denen er 8 Jahre absaß. Seine Verhaftung nach Kriegsende hatte unter anderem der neue Polizeichef Eugen Rosenfeldt veranlasst.
In der Verhandlung wurden die Vorgänge um den Tod des Antoni Mydyński aufgerollt und zahlreiche Zeugen verhört. Stooss bestritt die Tat und meinte, der Häftling sei gefallen. Zahlreiche Mithäftlinge aber bezeugten sein brutales Vorgehen gegen Ausländer im Allgemeinen und gegen Antoni Mydyński im Speziellen.
Albert Häring, ein zu dieser Zeit inhaftierter Friseur, sagte aus, dass Eugen Stooss ihn an einem Vormittag aus seiner Zelle geholt und in die Zelle von Antoni Mydyński gebrachte habe mit der Anordnung, diesen auf sein Pritsche zu legen. Er forderte einen weiteren Mann zur Unterstützung an und der Mitgefangene Karl Schutzbach wurde herbeizitiert. Beide legten den schwerverletzten Mydyński auf das Bett. Dabei bemerkten sie, dass er eine große Kopfwunde hatte und sehr verlaust war. Abends, als er ihm Kaffee bringen sollte, bemerkte Häring schon, dass es dem Zwangsarbeiter sehr schlecht ging und dass die Gefahr bestand, dass er sterben könnte. Karl Schutzbach, gab an, dass sie gehört hatten, wie Stooss mit seinem Schlüsselbund auf den Russen einschlug. Midinski hatte eine Wunde am Hinterkopf von 5 cm Durchmesser davongetragen. Andere Häftlinge bestätigten, dass Stooss vor allem die ausländischen Häftlinge mit einem Schlüsselbund schlug, ihnen öfters nichts zum Essen gab und ihre Lebensmittelscheine behielt.
Überführung in die Tübinger Anatomie
Am Tag, an dem Antoni Mydyński starb, hatte Gefängniswärter Stooss seinen freien Tag und Karl Speck vertrat ihn. Speck traf den Gefangenen Mydyński bewusstlos an und Blut floss aus einem Ohr und einem Nasenloch. Er verständigte Eugen Stooss, rief einen Arzt und die Polizei an. Bevor jemand kam, verstarb Antoni Mydyński gegen 16 Uhr in seiner Zelle.
Am 2. März nahm der Tübinger Anatomiediener die Leiche Mydyńskis entgegen. In der für die Todesursache vorgesehene Spalte des Leichenbuchs trug er überraschenderweise nichts ein. Nachdem Midinskis Körper im Sommersemester 1944 für den studentischen Präparationskurs verwendet worden war, wurden die kremierten Überreste anonym auf dem Gräberfeld X beigesetzt.
Gastautorin: Gunda Woll, Juni 2024
Redaktionelle Anmerkungen:
In den deutschen Quellen findet sich lediglich der ungewöhnliche Vorname »Anoni«, der auch auf dem Stolperstein eingeprägt wurde. Dank eines Hinweises von Dr. Katarzyna Woniak haben wir den Namen nun berichtigt.
Der leicht überarbeitete Text erschien zuerst 2016 in den Tuttlinger Heimatblättern und später auf der Homepage der Museen der Stadt Tuttlingen. Wir danken der Stadt Tuttlingen für die freundliche Publikationsgenehmigung.
Quellen und Literatur
- Stadtarchiv Tuttlingen -Sterbebuch.
- Staatsarchiv Sigmaringen Wü 13 T2 2250-15.