23.12.2022

Das Forschungsprojekt Gräberfeld X im Jahr 2022

Personendatenbank

Am 27. Januar präsentierten wir unsere Personendatenbank der Öffentlichkeit. Sie umfasst biographische Daten zu allen Personen, die während der NS-Zeit in die Tübinger Anatomie verbracht wurden. Die Datenbank ermöglicht ganz neue Perspektiven auf die Anatomietoten insgesamt wie auch auf die einzelnen Opfergruppen. Im Feld der Anatomiegeschichte ist diese Form der Wissensvermittlung deutschlandweit einmalig. Wir aktualisieren die Datenbank im Rahmen unserer Forschungsarbeit laufend.

 

Vortragsreihe „… so weit weg von Polen. So weit weg von geliebten Menschen“

Im Januar und Februar konnten wir dank der Unterstützung des Tübinger Kulturamts eine Vortragsreihe realisieren, die verschiedene Facetten von Zwangsarbeit beleuchtete. Die Historikerin Katarzyna Woniak rekonstruierte die Lebenswelt polnischer Zwangsarbeiter:innen in Berlin. Natascha Wodin stellte ihr Buch „Sie kam aus Mariupol“ vor, in dem sie die Lebensgeschichte ihrer Mutter, einer ukrainischen Zwangsarbeiterin, verarbeitete. Am dritten Abend trugen Schauspieler:innen des Zimmertheaters Tübingen biographische Texte polnischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter vor. Mit eine Podiumsdiskussion, an der Vertreter:innen der Zivilgesellschaft, der Verwaltung sowie von Gedenkstätten teilnahmen, endete die Reihe. Sie kreiste um die Frage, wie eine dauerhafte und produktive Erinnerung an Zwangsarbeiter:innen erreicht werden kann.

 

Tagung „NS-Opfer-Begriff“

Im April diskutierten wir zwei Tage lang mit Historiker:innen und Gedenkstättenmitarbeitenden über Probleme und Potenziale des Begriffs „NS-Opfer“. Uns beschäftigten Fragen wie: Taugt „NS-Opfer“ als Analysebegriff? Welches Verständnis der NS-Gewaltherrschaft kann er erschließen? Gibt es andere oder ergänzende Begriffe?

Viele der Vorträge können auf unserer Homepage als Video angeschaut werden.

Zudem ist zwischenzeitlich der Tagungsbericht von Jonas Metten erschienen.

Aufgrund des großen Interesses, auf das unsere Tagung gestoßen ist, planen wir, im nächsten Jahr die Vorträge in einem Sammelband zu publizieren.

 

Lehrforschungsprojekte

Die Ausstellung „Entgrenzte Anatomie: Vor- und Nachgeschichte einer NS-Wissenschaft in Tübingen“, die von Mitte April bis Ende September 2023 in der Alten Anatomie zu sehen sein wird, ist das Ergebnis einer gelungenen interdisziplinären Kooperation. Unterstützt von Bernhard Hirt, dem Direktor des Anatomischen Instituts, führten wir gemeinsam mit Henning Tümmers und Leonie Braam vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin zwei Lehrforschungsprojekte durch. In deren Rahmen erarbeiteten wir gemeinsam mit Studierenden der Medizin und der Geschichtswissenschaft die Ausstellung. Neben einem Katalog wird eine Vortragsreihe die Ausstellung über das Jahr hinweg begleiten.