Tagung »Vernetztes Gedenken«
Das Gedenken an all jene NS-Opfer, deren Körper anatomischen Anstalten zu Lehr- oder Forschungszwecken dienen mussten, stellt eine besondere Herausforderung dar. Der Ort, an dem sie zu NS-Opfern wurden, liegt oft weit entfernt von ihrer Begräbnisstätte. Wie kann eine sinnvolle und dauerhafte Erinnerungsarbeit einer solchen Konstellation gerecht werden?
Vernetztes Gedenken – Erinnerungsarbeit zwischen ›Peripherie‹ und ›Zentrum‹
Auf unserer Tagung wollen wir uns mit dieser Problematik befassen. Vernetzung soll dabei in doppelter Weise verstanden werden: zum einen im Sinne einer konzeptionellen, kommunikativen wie auch symbolischen Verbindung zwischen den Orten, zum anderen im Sinne einer digitalen Erschließung der Räume. Bei der Antwort auf diese Frage erscheint es uns produktiv, über den Zusammenhang von ›Peripherie‹ und ›Zentrum‹ nachzudenken. Auf den ersten Blick ist es naheliegend, die Anatomie und ihre Begräbnisstätte als ›Zentrum‹ zu erachten, denn dorthin kamen in der NS-Zeit Hunderte von Opfern. Doch rückt man die Tat, die den Menschen ihr Leben nahm, in den Mittelpunkt, so kommt der Anatomie nur eine ›periphere‹ Bedeutung zu. ›Zentrum‹ und ›Peripherie‹ erweisen sich mithin als ein Vexierbild. Neben Vorträgen und Diskussionen nähern wir uns diesen Fragen auch in partizipativen Workshops.
Tagungskosten
Regulär:
– inklusive Verpflegung und Übernachtung im EZ: 195,00 Euro
– inklusive Verpflegung und Übernachtung im DZ: 177,00 Euro
– ohne Übernachtung und Frühstück: 107,00 Euro
Ermäßigt:
– inklusive Verpflegung und Übernachtung im DZ: 159,00 Euro
– ohne Übernachtung und Frühstück: 89,00 Euro
Programm
Donnerstag, 29. Juni 2023
13:00 Uhr
Ankommen bei Kaffee
13:30 Uhr
Johannes Kuber (Stuttgart): Begrüßung
13:45 Uhr
Benigna Schönhagen / Stefan Wannenwetsch (beide Tübingen): Einführung
Panel 1: Digitaler und realer Ort
14:00 Uhr
Friedemann Rincke (Stuttgart): Ein Ort – zwei Projekte. Der virtuelle und der analoge Erinnerungsort »Hotel Silber« und ihre Wirkungen im Vergleich
15:00 Uhr
Marc Ryszkowski (Bamberg): Mehr als die Summe seiner Teile. Die denkmalwissenschaftliche Erforschung der frühen nationalsozialistischen Konzentrationslager als Perspektive für die Erinnerungskultur
16:00 Uhr
Kaffee
16:30 Uhr
Karl Kleinbach (Balingen): ERDKUNDE\souvenirs – Tätergelände/Opferlandschaft
17:30 Uhr
Petra Haustein (Oranienburg): Geschichte vernetzt. Forschung – Gedenkstätten – Gesellschaft. Ein Pilotprojekt der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, der Humboldt-Universität zu Berlin und des Leibniz-Instituts für Zeithistorische Forschung, Potsdam
18:30 Uhr
Abendessen
Panel 2: Peripherie und Zentrum
19:30 Uhr
Nicola Wenge (Ulm): Vernetzter Wissenstransfer. Die Ausstellung »Auftakt des Terrors« der AG Frühe Konzentrationslager und die Online-Häftlingsdatenbank »Heuberg – Oberer Kuhberg – Gotteszell« des DZOK
Freitag, 30. Juni 2023
09:00 Uhr
Martina Staats (Wolfenbüttel): Netzwerk der Tat und Netzwerk des Erinnerns. Das Strafgefängnis Wolfenbüttel, Leichenabgabe an die Anatomie Göttingen und heutiges Gedenken
10:00 Uhr
Christoph Huber (Heidelberg): Die »Euthanasie«-Gedenkstätten. Orte eines empowernden Erinnerns?
11:00 Uhr
Kaffee
11:30 Uhr
Michael Walther (Balingen): Das Unternehmen »Wüste«. Mehr als KZ-System und Zwangsarbeit
12:30 Uhr
Mittagessen
Panel 3: Temporäres und dauerhaftes Gedenken
14:00 Uhr
Angelika Meyer (Waren, Müritz): überLEBENSWEGE. Lokale Spurensuche und digitale Erinnerungswerkstätten
15:00 Uhr
Udo Grausam (Tübingen): Vom Marmor zur Musik. Zu alten und neuen Inszenierungen bei Einweihungen von Gedenkzeichen
16:00 Uhr
Kaffee
16:30 Uhr
Franz Schwarzbauer (Ravensburg): Gewünscht: ein Dreiklang aus Gedenkort, Wissen und Reflexivität. Erinnerungskultur zwischen Vergangenheit und Zukunft
17:30 Uhr
Uwe Hertrampf / Gertrud Graf (beide Weingarten) / Thomas Müller / Bernd Reichelt (beide Ravensburg-Weissenau): Ein Netzwerk der historischen Forschung, des politischen Bildungsauftrags und der Erinnerungskultur. Das Beispiel Südwürttemberg
18:30 Uhr
Abendessen
Öffentlicher Vortrag
20:00 Uhr
Jens-Christian Wagner (Jena / Weimar): Trauer oder Urteilskraft? Perspektiven einer zukunftsfähigen Erinnerungskultur
Samstag, 01. Juli 2023
Workshops
09:00 Uhr
Impuls:
Benigna Schönhagen und Stefan Wannenwetsch (beide Tübingen): Vorstellung des Gräberfeld X und Einführung in die Workshops
09:30 Uhr
Workshops: Bausteine vernetzten Gedenkens
11:30 Uhr
Präsentation, Auswertung und Schlussdiskussion
12:30 Uhr
Mittagessen
Anmeldung und Kontakt
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Hier können Sie sich bis zum 14. Juni 2023 anmelden!
storck@akademie-rs.de
Dank
Wir danken der Stiftung Zeitlehren und dem Förderverein Geschichte der Universität Tübingen für die freundliche Unterstützung unserer Tagung!